Samir Jajjawi Schieder Wirtschaftsinitiative: Headhunter-Anruf? „Bitte nicht geschmeichelt sein!“
Headhunting ist ein knallhartes Geschäft, in dem es weniger um den Angerufenen als um den Auftraggeber dahinter geht. Wollten Sie auch immer schon wissen, wie man seriöse Headhunteranrufe erkennt und wieso man sich nicht gebauchpinselt fühlen sollte?
Fakt1: Die meisten Anrufe tätigen nicht die Headhunter, sondern Researcherinnen oder Researcher: Das sind die fleißigen Helfer der Consultants, die den Markt sondieren. Deswegen mein Rat an alle Karrierewilligen: Bitte nicht geschmeichelt sein!
Die meisten Stellen werden immer noch intern besetzt. Doch gutes Personal ist knapp. Und gerade erfolgreiche Spitzenkräfte wollen umworben werden. Die Consultants kennen nicht nur den Personalmarkt, sie beherrschen auch die sogenannte Personaldiagnostik. Das heißt: Sie können auch sagen, ob jemand aus dem internen Kandidatenpool für den vakanten Job geeignet ist oder ob man besser einen Kandidaten von außen holt.
Fakt 2: Wer auf Jobsuche ist und einen Headhunter einspannen will, verwechselt den Consultant mit der Caritas. Ein Headhunter arbeitet nicht für Gottes Lohn, sondern für harte Währung. Er ist vor allem Berater für zahlende Auftraggeber. Erst in zweiter Linie ist er auch Coach in Sachen Karriere. Dies aber gerade nicht für jene Zeitgenossen, die händeringend einen neuen Job suchen, sondern für arrivierte, gesuchte Führungskräfte, insbesondere für Manager, die selbst potenzielle Auftraggeber sind.
Das Honorar für eine Suche bemessen die Berater immer öfter nach dem Aufwand, der mit einer Suche verbunden ist. Das kann ein Drittel von dem sein, was die gesuchte Führungskraft pro Jahr an Gehalt und Nebenleistungen bekommen soll, aber auch mehr.
Fakt 3: Viele mittelständische Unternehmen scheuen diese Kosten. Sie testen den einen oder anderen Billigheimer unter den Headhuntern – und sollten sich dann bitte nicht über schlechte Ergebnisse beschweren.
Mein Rat an alle, bei denen ein Headhunter anruft: Lassen Sie sich nicht einfach ausfragen – drehen Sie den Spieß erst einmal um. Wer genau ruft da an: Researcher? Consultant? Partner? Name der Firma? Und vor allem: Hat der Anrufer wirklich Interesse an mir oder will er nur eine Auskunft über andere Kandidaten? Wie auch immer: Man sollte in jedem Fall souverän und höflich bleiben. Außerdem sollte man mit Kollegen sprechen oder die Wirtschaftspresse lesen. So erhält man nicht nur Hinweise auf seriöse Headhunter, sondern – genauso wichtig – Hinweise auf jene Berater, die für die Branche arbeiten, in der man selbst tätig ist.
[Quelle: heute.de ] | [Bild: screamingmonkey]