Schieder Wirtschaftsinitiative: Sackgasse Zeitarbeit als ‚Billiger Jakob‘

Schieder Wirtschaftsinitiative: Sackgasse Zeitarbeit als ‚Billiger Jakob‘

Samir Jajjawi Schieder Wirtschaftsinitiative Stoppuhr

Wenn Menschen für einen Vollzeitlohn arbeiten müssen, der nicht zum Leben reicht, dann ist das weder fair noch gerecht. Im Gegenteil: Die Arbeitskraft wird entwertet. Damit muss Schluss sein. Leiharbeit zu Dumpingpreisen und Schein-Werkverträge müssen eingedämmt werden. Es ist Zeit für eine neue Ordnung auf dem Markt für flexible Personaldienstleistungen.

Leiharbeit, Werkverträge, Minijobs und befristete Arbeitsverhältnisse sind heute häufig Synonyme für schlecht bezahlte Arbeit und oftmals unzumutbare Arbeitsbedingungen. Zu unrecht – denn es liegt nicht an den Instrumenten Zeitarbeit oder Werkvertrag, sondern daran, wie sie heute von Anbieter- und Kundenseite eingesetzt werden.

Der Arbeitsmarkt ist tief gespalten, nachdem er drei Jahrzehnte dereguliert und flexible Beschäftigung wie z. B. Zeitarbeit massiv ausgeweitet wurde. Auch bei regulärer und unbefristeter Beschäftigung nehmen die Probleme zu. Deutschland hat inzwischen den größten Niedriglohnsektor in Europa. Hinzu kommen: Arbeitsdruck, Stress und ständige Erreichbarkeit, die Arbeitnehmer krank machen. Umstrukturierungen, Arbeitsplatzabbau und Tarifflucht sorgen für weitere Unsicherheit und Zukunftsängste.

Jedes Jahr stockt der Staat mit rund 1,5 Milliarden Euro Vollzeitlöhne auf und subventioniert somit die Gewinne von Betrieben, die auf Lohndumping setzen. Doch Niedriglöhne haben auch noch eine andere nachhaltige Nebenwirkung: Arbeitnehmer, die während ihres Arbeitslebens nur einen Niedriglohn bekommen haben, droht im Alter eine Armutsrente, die dann der Staat wiederum aufstocken muss. Das ist das Resultat, wenn Arbeit zunehmend entwertet wird.

Die Billig-Strategie nutzt auch den Betrieben nichts: Produktivität und Qualität der Produkte leiden darunter und eine gut qualifizierte Fachkräftebasis ist mit „prekär“ ebenfalls nicht zu sichern.

Deutschland braucht innovative und wettbewerbsfähige Unternehmen mit guten und sicheren Arbeitsplätzen. Das funktioniert nur mit leistungsstarken Instrumenten zur Flexibilisierung, die von den Beteiligten verantwortungsvoll umgesetzt werden. Um die Instrumente Zeitarbeit und Werkverträge neu zu ordnen, braucht es ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Dazu gehören unter anderem die Eindämmung von Zeitarbeitsanbietern aus dem Ausland, deren Mitarbeiter häufig über Nebenkonditionen ´ausgenommen´ werden, eine Qualifizierungsoffensive für Personaldisponenten sowie mehr Verständnis für Produktivität und Qualität, auch auf Seiten der Kundenbetriebe.

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